„Rechte Gewalt, organisierter Neonazismus, Rechtspopulismus, Rassismus und Antisemitismus gehören auch zwischen Rhein und Weser zum Alltag.“
Diese Diagnose stellten die Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus und für Demokratie aus NRW im Jahr 2012 der Einleitung des ersten Bandes der „Berichte von unterwegs“ voran. Wir müssen leider feststellen, dass dies auch fünf Jahre später, im Jahr 2017, noch gilt – wenn sich auch die gesellschaftlichen Bedingungen und Diskussionen sowie die Herausforderungen verändert haben.
Wir haben es heute mit einer sich zunehmend polarisierenden Gesellschaft zu tun, in der eine Minderheit, die sich für die schweigende Mehrheit hält, immer lauter wird. Die „Grenze des Sagbaren“, das hören wir vor Ort in den Beratungsgesprächen immer wieder, verschiebt sich zusehends. Viele Menschen stören sich daran und wollen etwas ändern. Sie fragen sich, wie sie „lauter werden“ können. Diese Menschen wollen wir unterstützen, hier sehen wir unseren Auftrag. Wir wollen – und daran hat sich nichts geändert – die Aktiven in NRW in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus unterstützen und stärken und eine lebendige Zivilgesellschaft, die sich für eine menschenrechtsorientierte demokratische Kultur einsetzt, fördern.
Insofern möchte der vorliegende zweite Band der „Berichte von unterwegs“ keine Erfolgsbilanzen präsentieren; mit seinem Titel ist vielmehr eine grundsätzliche Beobachtung angedeutet: die Auseinandersetzungen um Demokratie, Teilhabe und ein humanes Gemeinwesen sind immer wieder aufs Neue zu führen. Ein Ende der Reise ist daher nicht absehbar…
Wie schon im ersten Teil unternehmen wir wieder „Streifzüge“ in die unterschiedlichen Phänomene, mit denen wir es in NRW zu tun haben. In 13 Artikeln, darunter einem längeren Essay von Professorin Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein/Institut für Konflikt- und Gewaltforschung Bielefeld, beschreiben Gastautor_innen ihre Perspektiven unter anderem auf Antisemitismus, Rechtspopulismus, ethnisierte Konflikte, fundamentalistische Christ_innen oder Islamfeindlichkeit. Dazu stellen die fünf Mobilen Beratungsteams aus NRW in „Ausflügen“ ihre Arbeit vor und reflektieren ihre Rolle in unterschiedlichen Beratungskontexten.
Mit Beiträgen von:
Kemal Bozay, Sylvia Brennermann, Dominik Clemens, Merfin Demir, Robin Dullinge, dem Flüchtlingsnetzwerk Hiltrup, Philipp Hecht, Hatice Kahraman, Ismail Küpeli, Beate Küpper, NSU-Watch NRW, dem Paderborner Bündnis für Demokratie und Toleranz, Ali Sirin, Sonja Angelika Strube sowie den Mobilen Beratungsteams aus NRW.
Quelle: https://www.mobile-beratung-nrw.de/materialien/details/berichte-von-unterwegs-ii/ 03.07.2020